Plastikkleber: Unterschied zwischen den Versionen

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K (weitere CA- und Epoxy-Kleber)
 
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==Plastikkleber==
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Plastikkleber sind eigentlich gar keine Klebstoffe, sondern Lösemittel; dennoch werden sie zu den Naßklebstoffen gezählt, das Klebeverfahren heisst in der Fachsprache "Diffusionsklebung", umgangssprachlich "Kaltschweißen".<br>
===Allgemein===
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Das als Klebstoff dienende Lösemittel kann pur vorliegen - dann ist es extrem dünn - oder "gefüllt", wie es in der Fachsprache heisst. Gemeint ist damit, dass dem Lösemittel einfach ein Füllstoff zugefügt wurde, um es einzudicken. Bei dem Füllstoff kann es sich durchaus um den damit zu "klebenden" Kunststoff handeln; so sind z.B. die eingedickten Kleber von Kibri, Revell und Tamiya in der Regel mit Polystyrol gefüllt, schliesslich bestehen die Bausatzmodelle aus diesem Kunststoff.<br>
Eines der wichtigsten Hilfsmittel im Modellbau sind (Plastik)Kleber. Da mittlerweile auch im Modellbau verschiedene Kunststoffe eingesetzt werden gilt es, den zum Kunststoff passenden Kleber zu finden und zu verwenden.
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Als Lösemittel eignet sich prinzipiell jedes Lösemittel, dass den "Zielkunststoff" weich werden lässt; es darf ihn aber nicht angreifen(!), weshalb sich z.B. Aceton hierfür nur bedingt eignet, wenn es um PS geht. Daher haben sich einige Lösemittel  als "Quasi-Standard" durchgesetzt; sie eigenen sich einfach besser als andere. eines der bekanntesten ist Dichlormethan, auch Methylenchlorid genannt.<br>
  
Der gängigste Kunststoff im Modellbau ist PS (Polystyrol); dieser Kunststoff wird in der Regel im Kaltschweißverfahren verklebt - nichts anderes machen auch die gängigen Kleber von Revell, Faller, Kibri oder UHU plast
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Wie funktioniert nun die "Klebung"?<br>
 
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Das Lösemittel wiord, je nach größe der Klebestelle und dicke des Materials ein- oder beidseitig '''''dünn''''' aufgetragen. dies lässt die Oberfläche anquellen und führt zum Anlösen der Polymermoleküle des Kunststoffs. Jetzt werden die Teile unter leichtem Druck gefügt; dabei entsteht eine gemeinsame sogenannte Diffusionszone der beiden Fügeteile, das Lösemittel entweicht. Nach dessen vollständigem entweichen/ablüften härtet die Klebestelle vollständig aus, die beiden Teile wirken jetzt wie ''ein'' Teil. Ein Trennen der Klebung ist nur noch mechanisch möglich.
Bei dem "Kleber" handelt es sich eigentlich um ein eingedicktes Lösemittel. dieses löst den Kunststoff an; setzt man nun das Gegenstück auf, verschmelzen die Teile miteinander.
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Diese Kleber haben aber einen Nachteil: sie benötigen mehrere Minuten bis einige Stunden zum aushärten; in dieser Zeit darf das gerade verklebte Teil nicht berührt werden, weil sich die Teile noch gegeneinander verschieben können.
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Daher kommen auch reine Lösemittel zum Einsatz
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Das bekannteste (aber auch berüchtigste) ist Methylenchlorid (alter Name Dichlormethan)<br>
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es ist berüchtigt, weil es mittlerweile im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Daher gibt es von einigen Herstellrn extrem flüssige Kleber, die eigentlich auch Lösemittel sind - heir ein paar ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br>
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Tamiya Extra thin<br>
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Mr. Cement S (Gunze Sangyo)<br>
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Micro Weld (Microscale Industries, erhältlich z.B. bei
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[Http://www.rai-ro.de www.rai-ro.de] und [Http://www.dersockelshop.de www.dersockelshop.de])<br>
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Hier ist der Arbeitsablauf etwas anders:. man zieht etwas Flüssigkeit z. B. in einer Spritze mit Kanüle (Spitze abschleifen!) oder einem speziellen "Klebe-Griffel" auf. Jetzt beide Teile fügen und ausrichten und mit leichtem Druck halten. Nun führt man das Werkzeug mit dem Lösemittel vorsichtig aber zügig an der Naht entlang.<br>
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Der austretende Kleber wird durch Kapillareffekt in die Naht gesogen, löst dort den Kunststoff an und verschweißt so die Teile.
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Bei diesem Verfahren kann man praktisch sofort weiterarbeiten, es gibt max. 15s Wartezeit, dann sind die Teile untrennbar verbunden.
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===Cyanacrylat===
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Ein weiterer im Modellbau verwendeter Kunststoff ist "Resin".
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In Anführungszeichen, weil es "das eine" Resin nicht gibt; es handelt sich dabei um eine Gruppe von Kunststoffen auf Basis von Polyurethan.
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Da Polyurethan eine recht hohe chemische Beständigkeit aufweist, kommt man hier mit der Kaltschweißmethode nocht weiter.
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Gängig für Resine sind CA-Kleber, im Volksmund "Sekundenkleber" genannt. CA steht dabei für "Cyanacrylat".
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Diese Klebstoffe härten durch Luftfeuchtigkeit in verbindung mit leichtem Druck aus.
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Dabei wird, im Gegensatz zum Kaltschweißverfahren nicht angelöst. Vielmehr handelt es sich dabei um das einbringen eines zusätzlichen Kunststoffes (eben des Cyanacrylates), das die Teile verbindet (das ähnelt dem Löten zweier Kupferrohre mit Zinn - der Cyanacrylatkleber übernimmt in unserem Fall die Aufgabe des Zinns)
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Bei Problemen hilft manchmal, eine der Klebeflächen anzuhauchen, dann nochmal zu fügen. Durch das Anhauchen gelangt Feuchtigkeit aus der Atemluft auf die Oberfläche. Wenn auch das nicht hilft bleibt nur, den Aktivator zu nutzen, den der Hersteller des Klebers hoffentlich im Sortiment hat.
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Das geht dann so: die eine Klebestelle mit Klebstoff bestreichen, die andere mit Aktivator.
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Nun die Teile fügen. Macht man dabei alles richtig, härtet das nun innerhalb etwa einer Minute soweit aus, dass die Teile nur noch mit großem Kraftaufwand trennbar sind.
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Damit haben wir auch einen Nachteil dieser Methode: es sind kaum oder im Extremfall gar keine Korrekturen möglich. Ein weiterer Nachteil ist, dass klebungen mit CA-Klebern in der Regel hart aber spröde sind und sich nicht für Klebungen eignen, die elastisch bleiben sollen oder müssen.
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Es gibt aber mittlerweile auch gummigefüllte CA-Kleber, die nach der Klebung eine gewisse Restelatizität haben; allerdings kommen die aus dem Bereich der Industriekleber, sie sind dementsprechend nicht billig und die kleinste Gebindegröße ist 20g (das kann man als Modellbauer kaum in einem Jahr verarbeiten - länger sind angebrochene CA-Klebergebinde nicht haltbar!).
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Deswegen sind auch [[Kleber#Zweikomponenten-Kleber| 2-Komponenten]] Epoxidkleber beliebt.
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Hier werden zwei Komponenten (Harz und Härter) miteinander vermischt, diese Mischung auf die Klebestelle aufgebracht und dann die Teile gefügt.
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Hierbei sind noch Korrekturen möglich - aber nur, solange der "klebstoff" noch nicht mit seinem Aushärteprozess begonnen hat bzw. dieser noch nicht zu weit fortgeschritten ist.<br>
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Diese zeit nennt man "offene Zeit" oder "Topfzeit" - und hier ist wieder fast alles möglich, es gibt "Kleber" mit einer Topfzeit von 15min es gibt aber auch solche mit max. 1min Topfzeit - also zügig arbeiten und vorallem nur soviel Kleber anmischen, wie man in dieser Zeit verarbeiten kann.
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Auch hier habe ich "Kleber" in Anführungszeichen gesetzt, denn eigentlich handelt es sich nicht um einen Klebstoff, sondern um einen Kunststoff.
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Epoxidkleber haben alle durchweg etwas Restelastitzität (auch die sehr "harten"), so dass Klebestellen hier nicht so sehr unter Bruchgefahr leiden wie Klebestellen von CA-Klebern
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===weitere CA- und Epoxy-Kleber===
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Jetzt noch einige Empfehlungen zu CA- und Epoxy-Klebern:
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bei den [[Kleber#Sekundenkleber|CA-Kleber]]n kann ich die von WEICON und die von "Schwanheimer Industriekleber" sehr empfehlen; insbesondere letztere, weil hier das Preis-Leistungsverhältnis noch besser ist, als bei WEICON.
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Die Firma verkauft im Direktvertrieb sowohl an Großabnehmer als auch an Privat (www.schwanheimer-industriekleber.de) und es gibt den Aktivator in einem 10g Pinselfläschchen (WEICON: Spraydose)
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WEICON verkauf nicht direkt, eine gute Bezugsquelle ist www.habermann-schrauben.de
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Bei den [[Kleber#Zweikomponenten-Kleber | Epoxy-Klebern]] schwöre ich allerdings voll auf WEICON. Die Bandbreite ist hier auch am größten, es gibt alles vom schnell härtenden "Epoxy Minutenkleber" bis hin zum Kleber mit mehren Minuten Topfzeit; selbst einen Epoxy "Kitt" gibt es (eine 2 komponenten Masse - die beiden komponenten werden wie Knetmasse miteinander verknetet und dann verwendet -  in Grenzen lässt sich damit sogar modellieren)
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Nachteil: man merkt bei WEICON, dass ihr Focus auf Großabnehmer liegt. Gibt es den "Epoxy Minutenkleber" noch in der 24g Doppelsprite, gibt es viele ander auch für den modellbauer interessanten Klebstoffe nur in Kartuschengrößen ähnlich der gängigen Silikonkartuschen - Teilentnahme nicht vorgesehen (zumindest nach meinem Verständnis des Mischverfahrens)
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[[Kategorie:Mechanik]]
 
[[Kategorie:Mechanik]]
 
[[Kategorie:Werkzeuge]]
 
[[Kategorie:Werkzeuge]]
 
[[Kategorie:Kleber]]
 
[[Kategorie:Kleber]]

Aktuelle Version vom 23. März 2016, 21:13 Uhr

Plastikkleber sind eigentlich gar keine Klebstoffe, sondern Lösemittel; dennoch werden sie zu den Naßklebstoffen gezählt, das Klebeverfahren heisst in der Fachsprache "Diffusionsklebung", umgangssprachlich "Kaltschweißen".
Das als Klebstoff dienende Lösemittel kann pur vorliegen - dann ist es extrem dünn - oder "gefüllt", wie es in der Fachsprache heisst. Gemeint ist damit, dass dem Lösemittel einfach ein Füllstoff zugefügt wurde, um es einzudicken. Bei dem Füllstoff kann es sich durchaus um den damit zu "klebenden" Kunststoff handeln; so sind z.B. die eingedickten Kleber von Kibri, Revell und Tamiya in der Regel mit Polystyrol gefüllt, schliesslich bestehen die Bausatzmodelle aus diesem Kunststoff.
Als Lösemittel eignet sich prinzipiell jedes Lösemittel, dass den "Zielkunststoff" weich werden lässt; es darf ihn aber nicht angreifen(!), weshalb sich z.B. Aceton hierfür nur bedingt eignet, wenn es um PS geht. Daher haben sich einige Lösemittel als "Quasi-Standard" durchgesetzt; sie eigenen sich einfach besser als andere. eines der bekanntesten ist Dichlormethan, auch Methylenchlorid genannt.

Wie funktioniert nun die "Klebung"?
Das Lösemittel wiord, je nach größe der Klebestelle und dicke des Materials ein- oder beidseitig dünn aufgetragen. dies lässt die Oberfläche anquellen und führt zum Anlösen der Polymermoleküle des Kunststoffs. Jetzt werden die Teile unter leichtem Druck gefügt; dabei entsteht eine gemeinsame sogenannte Diffusionszone der beiden Fügeteile, das Lösemittel entweicht. Nach dessen vollständigem entweichen/ablüften härtet die Klebestelle vollständig aus, die beiden Teile wirken jetzt wie ein Teil. Ein Trennen der Klebung ist nur noch mechanisch möglich.